Preisträger 2025

Photo Carl Mayer

Ausschreibungsthema: GRANT

JURY

Sebastian Höglinger, Juryvorsitzender
Felix von Boehm, Produzent
Vivian Bausch, Schauspielerin (Hauptpreisträger 2024)
Fabian Rausch, Filmemacher (Hauptpreisträgerin 2024)
Françoise von Roy, Drehbuchberaterin, Dozentin ZHdK/dffb u.a.
Felix von Boehm, Produzent und Geschäftsführer LUPA FILM

Die internationale Jury hat die Preisträger aus 40 gültigen Einreichungen zum Thema GRANT ermittelt. Die inhaltliche Qualität der 40 anonymen Einreichungen war laut Jurymitglieder durchwegs bemerkenswert.

Die Stadt Graz vergibt den Hauptpreis des Carl-Mayer-Drehbuchwettbewerbs 2025 in Höhe von 15.000 € an Klemens Hufnagl für das Treatment "Wenn Fische Robben fressen" (Spielfilm) " sowie den Förderpreis in Höhe von 7.500 € an Stefan Soder für das Treatment "Schorsch" (Spielfilm).

Hauptpreis Jurybegründung „Wenn Fische Robben fressen“

Ivan war mal ganz oben. Als Schlüsselspieler der litauischen Olympia-Mannschaft 1992 war er am Sprung in die NBA, die wichtigste Basketball-Liga der Welt. Doch alles kam anders. Heute lebt Ivan in St. Pölten, manipuliert Liga-Profispiele für die international agierende Wettmafia und befindet sich in einer steten Abwärtsspirale. Zerbrochen die Träume, zerbrochen die Karriere und die Beziehung(en). In raffinierter zeitlicher Verschachtelung und unter Einbindung unterschiedlicher, bisweilen betörender Bildtypen nimmt uns Wenn Fische Robben fressen mit in den Abgrund: unter Wasser, wo Geldsäcke an Anker-Bojen befestigt werden; in virtuelle Welten, in denen Ivan Kontakt mit manipulierbaren Spielern aufnimmt; und zuvorderst immer wieder in die Vergangenheit, die in Form von wiederkehrenden Camcorder-Aufnahmen wie eine filmische Flaschenpost aus besseren Zeiten in die Geschichte eingewoben sind. Nach und nach geben sie die Verkettung von Zufällen und falschen Entscheidungen preis. Das Buch zeichnet sich dabei durch eine regelrecht greifbare filmische Vision aus, die zwischen Gangster-Plot und Familiengeschichte changiert und eine Vorstellung schafft, wie Sport in einer österreichischen Produktion glaubhaft inszeniert werden kann. Dabei trifft der Autor einen ganz eigenen Ton, der nie ins Sensationalistische kippt und gerade dadurch in den Bann zieht. Sämtliche Nebenfiguren – seien sie auch noch so klein – haben in diesem Treatment Agency. Insbesondere Ivans Tochter und seine 5-jährige Enkelin Karolina locken Ivan aus der Reserve und aus seinem Rückzug in Alkoholismus und Eigenbrötlertum. Wir wollen diese Geschichte unbedingt verfilmt sehen. Der Hauptpreis des Carl-Mayer-Drehbuchpreises 2025 in der Höhe von 15.000 Euro geht an Klemens Hufnagl für sein Treatment Wenn Fische Robben fressen.


Förderpreis Jurybegründung „Schorsch"

Ein Nobelskiort mit zwei Gesichtern: hier die traditionelle Bauernschaft, dort der florierende Tourismus, die „bessere“ Gesellschaft, die Schickeria. Schnell ist klar, dass das Leben für den Hiesigen Schorsch kein Zuckerschlecken ist: no country for poor men. In adaptierter Robin-Hood-Manier nimmt er sich also von jenen, die hier im Ort ihre Schwarzgeldgeschäfte abwickeln. Immer nur ein bisschen, nur nicht übermütig werden. Als Schorsch einen holländischen Aushilfsgauner überfällt, endet seine Glückssträhne. Plötzlich sind viele auf der Suche nach ihm: Johanna, die einerseits in einer undefinierten romantischen Beziehung zu Schorsch steht, in der er nie ganz greifbar ist, und die anderseits als Polizistin seinen Überfällen nachgeht; die Gauner aus Rotterdam, die sich ihr Geld von Schorsch zurückholen wollen. Was in der Verknappung wie ein banaler Krimiplot klingt, ist vielmehr eine mehrfache und vielschichtige Befreiungsgeschichte aus angeborenen Klassenverhältnissen, dörflicher Enge und festgefahrenen Beziehungsdynamiken. Beeindruckend beleuchtet das Buch dabei gleich mehrere Biografien und Schicksale und lässt Gespür wie Kenntnis für Milieu und Umfeld erkennen. Insbesondere die Zeichnung von Johanna besticht in ihrer Tiefe. Bei aller Drastik des Stoffs, die sich Seite für Seite potenziert, ist Schorsch auch ein humorvoller Text – ein vordergründig zutiefst österreichischer Stoff mit eigenständigem Genre-Twist. Der Förderpreis des Carl-Mayer-Drehbuchpreises 2025 in der Höhe von 7.500 Euro geht an Stefan Soder für sein Treatment Schorsch.


Biografie Klemens Hufnagl
1979 in St. Pölten geboren.
1998 maturiert, danach 1999 - 2003 Multimedia Art Studium an der FH Salzburg.
2004 - 2014 Kamera Studium an der Filmakademie Wien
Seit 2008 als freischaffender Kameramann tätig.
Diverse Preise und Festivaleinladungen, u.a. zur Berlinale, Diagonale, Biennale Venedig, Sundance Film Festival, RIDM Festival Montreal.
Österreichsicher Filmpreis, Wiener Filmpreis 2014 und Nominierung für die Beste Kamera beim Österreichischen Filmpreis 2015 (Film „Macondo“).
Auszeichnung Beste Kamera Venedig 2019 für Film „Die Einsiedler“.

Biografie Stefan Soder
1975 in Kirchberg i.T. geboren, aufgewachsen in Brixen i.T..
Ab 1995 diverse Studien an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und der University of San Francisco.
Ab 2000 Arbeit an Projekten im IT-Bereich für Industriefirmen (in CH, DE, SE, DK, AT, FI, BE, US)
2006 Kündigung, Umzug nach Wien, selbständige Projektarbeit.
2008 York Film Academy (Digital Film Making).
Veröffentlichung mehrerer Erzählbände und Roman und Drehbücher.

Klemens Hufnagl und Stadtrat Dr. Günter Riegler
Klemens Hufnagl, Stadtrat Dr. Günter Riegler

Stefan Soder und Stadtrat Dr. Günter Riegler
Stefan Soder, Stadtrat Dr. Günter Riegler